| Forschung Aktuelles Forschungsprojekt:
Der lange Weg zum Öl Eine internationale Geschichte der Energietransition in Westdeutschland, 1941-1956
Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war in Deutschland die Kohle der mit weitem Abstand wichtigste Energieträger. Auch nach 1945 war dies zunächst nicht anders. 1957 erreichte die westdeutsche Kohleindustrie den Höhepunkt ihrer Bedeutung. 15 Jahre später aber deckte Erdöl bereits mehr als die Hälfte des bundesdeutschen Energiebedarfs. Dieser dramatische Wandel war auf massive Veränderungen auf dem weltweiten Energiemarkt und insbesondere in der internationalen Energiepolitik zurückzuführen. Diese Prozesse der internationalen Politik- und Wirtschaftsgeschichte zu analysieren ist das Ziel des Promotionsvorhabens, das auf drei Untersuchungsfeldern basiert:
1. Nach dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg 1941 veränderten die Vereinigten Staaten ihre ölpolitischen Konzeptionen und forcierten die Erschließung nah- und mittelöstlicher Ölfelder, insbesondere in Saudi-Arabien, durch die großen US-amerikanischen Ölunternehmen. 2. Nach Ende des Krieges wurde das saudi-arabische Rohöl mithilfe des Marshallplans für den allerdings erst zu schaffenden europäischen und speziell deutschen Markt bereitgestellt. Dabei sicherten sich die beteiligten Großkonzerne eine signifikante Rolle bei der Neugestaltung des deutschen Ölmarkts. 3. Die hier in Gang gebrachte Priorisierung des Erdöls gegenüber der Kohle wurde nach 1949 vor allem vom westdeutschen Wirtschaftsministerium umgesetzt, und zwar sowohl aus ordnungs- und verkehrspolitischen Gründen als auch als Folge des US-amerikanischen Drucks sowie aus militärpolitischen Erwägungen.
Dieses Zusammenspiel internationaler und deutscher Akteure und ihrer Interessen, der Folgen des Zweiten Weltkriegs und der Eigenlogiken des aufziehenden Kalten Kriegs sowie der neuen Dynamik der Nord-Süd-Beziehungen wird in dem geplanten Vorhaben untersucht. Zugleich ist es ein Beitrag zur Frühgeschichte der Bundesrepublik in ihren internationalen Verflechtungen.
The Long Path to Oil An International History of the West German Energy Transition, 1941-1956
In 1945, as in previous decades, coal was by far the most important source of energy in Germany. Indeed, the West German coal industry reached the peak of its importance in 1957. Yet only 15 years later crude oil covered more than half of Germany's energy needs. This dramatic shift came about due to massive changes in the global energy market and international energy policy. The project will assess these processes of international political and economic history by investigating three main areas:
1. After entering the Second World War in 1941, the United States changed its oil policy and promoted the development of Middle Eastern oil fields - especially in Saudi Arabia - by large US oil companies. 2. After the end of the war, Saudi Arabian crude oil was made available for the European and especially the German market with the help of the Marshall Plan. The major companies involved secured a significant role in the restructuring of the German oil market. 3. The prioritisation of oil over coal, which was set in motion in the post-war period, continued after 1949. Above all, this was driven by the West German Ministry of Economics. There were a variety of motives for this. Regulatory and transport policy played a key role, as did foreign and military policy considerations.
In a broader context, the project examines the interplay of international and German actors and their interests, the consequences of the Second World War, the inherent logic of the Cold War and new dynamics of North-South relations through the lens of energy policy - a perspective rarely used before. At the same time, it is a contribution to the early history of the Federal Republic of Germany in its international interdependencies. zurück |