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Forschungsgruppe Zeitgeschichte
Prof. Dr. Ulrich Herbert
Albert-Ludwigs-Universität

Postadresse:
Historisches Seminar
D-79098 Freiburg

Tel.: +49 (0)761-203-3439

Büros:
Erbprinzenstraße 13
79098 Freiburg

 

Marcel Miara

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Raum: Erbprinzenstraße 13, 1. Stock
Sprechstunde: Dienstag 14-16 Uhr

Tel. +49 (0)761 203-4874

Postadresse:
Historisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität
Rempartstraße 15 - KG IV
D-79085 Freiburg

E-Mail: marcel.miara@geschichte.uni-freiburg.de



 

CV

Geboren  am 21. November 1982 in Bottrop

Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Basel, Bielefeld, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Freiburg und Zürich.

BMBF-Studienstipendiat

2009  Magister Artium (mit Auszeichnung) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Thema der Magisterarbeit: Der „Tribüne Verlag“ –  Studien zu einem Zeitschriftenprojekt deutscher Kriegsgefangener im britischen Lager 307 / 380 in Ägypten im Kontext von Re-Education und Lageralltag

2009 – 2010  Mitarbeiter am Historischen Seminar VII der Univ. Düsseldorf, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Prof. Dr. Irmtraud Götz von Olenhusen

WS 2010  Stipendiat der International Graduate Academy (IGA) der Universität Freiburg, Anschubfinanzierung Promotion nach LGFG.

Seit 2011 Wissenschaftlicher Angestellter und Doktorand am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Prof. Dr. Ulrich Herbert
 

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Forschung

Promotionsprojekt:

Protest, Unruhe, Gewalt
Staatsschutz in der Revolte um "1968"


In den 1960er Jahren entkeimten weltweit Protestbewegungen junger Menschen, die mit rebellischem Gestus gegen die normativen Ordnungen in Staat und Gesellschaft öffentlich aufbegehrten. Auch in der Bundesrepublik Deutschland formierte sich ca. 1965-1970/73 ein dynamisches, heterogenes Protest- und Distinktionsnetzwerk: die '68er'-Bewegung.

Die sich in ihrem Ursprung zunächst an liberalen, auf partizipative Teilhabe in Staat und Gesellschaft zielende Bewegung radikalisierte sich prozedural in ihren politischen Ausdrucksformen und intellektuellen Inhalten. Ihre originär appellativen Haltungen wichen neuen, konfrontativen Protestformen der begrenzten Regelverletzung bis hin zu Gewalt, ihre Mitwirkungspostulate wurden in ideologische verwurzelte, fundamentalkritische Haltungen gegen-über Autorität und Staat überführt. Die Bewegung verschrieb sich einem utopisch inspirierten Streben nach einer politischen Revolution – Rudi Dutschke artikulierte als Kernprogramme der Studentenbewegung daher: „Krieg den autoritären Zuständen“, und auch „Kampf dem Staat“.   In den westdeutschen Staatsorganen wurden die Proteste zunehmend als Bedrohungslage perzipiert. Der Chef des Bundeskanzleramtes Carstens formulierte: „Noch nie in der 20jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist unsere Demokratie in dieser Weise herausgefordert worden“. Die Jugendrevolte – oder „Die deutsche Unruhe“ – avancierte laut Bulletin der Bundesregierung daher zum „Zentralthema der deutschen Innenpolitik“.   Im Hinblick auf den Forschungsstand im Feld „68“ ist außerordentlich auffällig, dass so gut wie allen systematischen Studien eine Narration inhärent ist, in der ausschließlich die Protestbewegung als fortdauernder Auftritt und handelt. Der für die Konstellation von „68“ ebenfalls wichtige Akteur Staat und sein innenpolitischer Umgang mit der Protestbewegung fand bis heute – mit marginalen Ausnahmen, u.a. des Skandalbuches „Unser Kampf“ von Aly (2008) – kaum adäquate Berücksichtigung. Dieses muss insbesondere vor dem Hintergrund verwundern, dass dem Akteur 'Staat' in den sozialwissenschaftlichen Bewegungstheorien (u.a. Political Opportunity Structures) höchste Bedeutung beigemessen wird. 

Das hier projektierte Vorhaben zielt daher darauf ab, den westdeutschen Staat in der Jugendrevolte um '1968' im Hinblick auf die Innenpolitik zu untersuchen. Es soll geklärt werden, wie die postfaschistische, zweite deutsche Demokratie im Kalten Krieg mit den komplexen, intensiven Herausforderungen der antiautoritär fundierten 'Inneren Unruhe' umging – oder kurz: wie die als 'Schönwetter-Demokratie' angesehene Bundesrepublik Deutschland diesen „Testfall für die Bonner Republik“ (NZZ) innenpolitisch handhabte. Dabei sollen auch reflexive Wandlungsprozesse des Staates und seiner Konzeption von 'streitbarer Demokratie' im Blick behalten werden.

Der Quellenkorpus wird vornehmlich aus Dokumenten staatlicher Provenienz gebildet werden.   Die Studie zielt im historiographischen Gesamtkontext der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der „langen 60er Jahre“ darauf, a) einen grundlegenden Beitrag zur Geschichte der Innenpolitik und der streitbaren Demokratie zu leisten, b) Interaktionsdynamiken von Staat und sozialen Bewegungen zu analysieren, und c) mittels der Sonde der staatlichen Innenpolitik die Auseinandersetzung um autoritären Staat und liberale Demokratie zu untersuchen – und somit ggf. auch einen indirekten, empirischen Beitrag zur Kontroverse der Wirkungsgeschichte der 68er-Revolte leisten zu können.

 

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Publikationen

Die Entstehung der westdeutschen „68er“. Eine begriffshistorische Spurensuche, in: Europa 1968. Protest, Reform, Repression, hg. von: Heinrich-Böll-Stiftung Praha. Prag 2008, S. 49-51.

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